Am Sonntag, den 12.01.2025, um 16 Uhr, besuchte der Deutsch-Leistungskurs von Frau Schade eine Aufführung von „Faust - Der Tragödie erster Teil“ im Deutschen Nationaltheater Weimar. Neben Frau Schade begleiteten uns Frau Salzborn und Frau Hoffmann. Die winterliche Kulisse mit frostigen Temperaturen sorgte bereits für eine besondere Atmosphäre, als wir das historische Gebäude betraten, in dem schon Goethe selbst wirkte.
Nach unserem letzten Theaterbesuch waren die Erwartungen hoch und tatsächlich bot die Inszenierung eine moderne Interpretation des Klassikers, die in vielerlei Hinsicht überzeugte.
Schon zu Beginn der Vorstellung erweckte das Bühnenbild unsere Aufmerksamkeit. Ein in der Mitte stehender Baum mit einem darüber kreisenden Stein war während der gesamten Aufführung zu sehen und wir spekulierten, was es damit wohl auf sich hat.
Direkt am Anfang fiel eine der herausstechenden Besonderheiten der Inszenierung auf: Mephisto wurde nicht von einem, sondern von zwei Schauspielern dargestellt: Nadja Robiné und Krunoslav Šebrek. Diese Aufteilung machte Mephisto noch präsenter und wandelbarer, wirkte in manchen Szenen jedoch überzogen und etwas übertrieben - nach unserer Meinung.
Die schauspielerische Leistung von Faust war beeindruckend - sowohl vom alten als auch vom jungen Faust. Sebastian Kowski spielte dabei den schon betagten Faust. Sein innerer Zwiespalt zwischen Erkenntnisdrang und Verzweiflung kam eindrucksvoll zur Geltung, besonders in der Szene, in der er den berühmten „Habe nun, ach!“–Monolog hält. Auch der junge Faust - Fabian Hagen - überzeugte mit seiner Darstellung, Sprache sowie Athletik, da er seine Sportlichkeit in manchen Szenen immer wieder zeigte.
Gretchen, gespielt von Luise von Stein, zog uns persönlich nicht mit dieser Rolle in ihren Bann. Während sie in den ersten Szenen noch jugendlich-naiv wirkte, fehlte es ihrer Darstellung im späteren Verlauf an emotionaler Tiefe. In der Kerkerszene, einem der dramatischsten Momente des Stücks, in dem Gretchen sozusagen den Verstand verliert, wirkte die Darbietung etwas monoton. Zwar wurde ihre Verzweiflung durch Beleuchtung unterstützt, doch schien es, als fehlte der Künstlerin die nötige schauspielerische Wirksamkeit, um das Publikum wahrhaftig mitzureißen.
Nach etwa anderthalb Stunden gab es eine Pause. Der Kurs traf sich im prunkvollen Kronsaal des Theaters, um ein Gruppenbild zu machen und erste Eindrücke auszutauschen. Die Meinungen waren geteilt: Während viele die Modernisierung und die Doppelbesetzung Mephistos lobten, gab es auch Stimmen, die die humorvollen Einlagen der „lustigen Person“ als störend empfanden. Diese spielte Martin Esser und von vielen wurde sein Auftritt als überspannt empfunden.
Umso besser kam dafür die Szene im Auerbachskeller an, bei der Lieder wie „Layla“, „Pyrotechnik“ und „Geh mal Bier hol’n“ erklangen und lebhaft gesungen wurden.
Die Schüler und Lehrer waren sich aber auch einig, dass die Sichtverhältnisse bedauerlicher Weise nicht ideal waren. Da wir in einer der obersten Reihen saßen, war es oft schwierig, die Mimik der Schauspieler genau zu erkennen. Besonders in leisen, intensiven Szenen hätte eine nähere Perspektive sicher für mehr Emotionalität gesorgt.
Nach der Pause nahm das Stück noch einmal an Intensität zu, besonders in der Szene, in der Faust verzweifelt versucht, Gretchen aus dem Kerker zu befreien. Die Spannung war greifbar, doch gerade hier wurde noch einmal deutlich, dass Fausts Darsteller wesentlich mehr Bühnenpräsenz hatten als Gretchen.
Die Modernisierung des Stücks war insgesamt gelungen. Das Bühnenbild war bewusst und kreativ ausgewählt. Es war künstlerisch sehr gut umgesetzt und zu den Szenen passend konzipiert. Ein Highlight war der Opernchor, der für mitfühlende Begleitung sorgte.
Letztendlich war die Aufführung für uns persönlich eine neue und interessante Mischung aus klassischer und moderner Interpretation. Die Doppelbesetzung von Mephisto brachte eine besondere Facette in das Stück. Fausts Darsteller begeisterten.
Der Theaterbesuch war eine weitere bereichernde Erfahrung, die uns der Deutschunterricht bot. Die Inszenierung zeigte eindrucksvoll, dass Goethes „Faust“ auch heute noch fesseln kann – besonders, wenn man bereit ist, sich auf eine modernisierte Version des Klassikers einzulassen - und dass es sich immer wieder lohnt, Kultur in der Region zu erleben.
Von Finja Wilke und Nina Jolas